Sonntag, 20. Mai 2012

Das Ende ist nah - Kritik: John Carpenters Mächte des Wahnsinns





»Do you read Sutter Cane?« - Ehrlich gesagt hatte dieser Film irgendwie eine dualistische Wirkung auf mich bevor ich ihn schaute, einerseits war ich doch interessiert, andererseits war wie so oft meine Geschwindigkeit bei Ausführung der Suche nach diesem Film doch äußerst gering. Dennoch kann auch auch ein alter Man flink agieren, wenn es darum ginge nach hohen Lobpreisungen erweckt worden zu sein, zudem passte dieses Werk perfekt in meine derzeitige Horrorfilm-Euphorie. Außerdem lockte Sam Neill, obwohl ich mich bis zuletzt skeptisch zeigte und Minute für Minute bis zur Sichtung immer noch aalglatt überlegte, trotzdem sagte eine innere Stimme - ja. Statistisch wurde eh angepasst und damit meine ich nicht nur, dass dies ein fortführender Film von John Carpenter ist, wobei ein oftmaliges Motiv von Carpenter, jenes der Hommage sein möge, wie schon bei "Dark Star" oder "The Fog" und so auch bei John Carpenters "Die Mächte des Wahnsinns" aus dem Jahre 1994.



Doch bevor ich noch irgendein weiteres Wort von mir gebe, ist es doch wunderbar, dass Carpenter Sam Neill für die Hauptrolle besetzte - Notiz an mich: Sollte ihm dafür einen Geschenkekorb schicken - in der Neill auch erneut beweisen kann, was in ihm steckt und seine großen schauspielerischen Qualitäten zu Tage gebracht werden, denn hierbei zeigt er zweifelsfrei vollen Einsatz. Als Versicherungsdetektiv John Trent, der sich auf die Suche nach einem verschwundenen Horrorbuch-Autor begibt und letztlich einem Alptraum entgegen sehen muss, sodass die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit zerbrechen mögen. Detektiv mit modernen Noir-Einfluss und Neill mimt ihn exzellent und trägt im Grunde genommen Carpenters gesamten Film, jedenfalls gibt er den Anstoß dazu. Während der Meister selbst clever auf dem Regiestuhl agiert. Denn in Anbetracht der vielerlei auftrettenden Parallelen könnte man John Carpenters "Mächte des Wahnsinns" zunächst als Hommage oder gar Ode an Stephen King und seine Werke bezeichnen, allein die Erwähnung dieses stellt dabei einen wichtigen Faktor dar. Zudem manifestieren sich hierbei genug Versatzstücke, die insofern auch einem King entsprungen sein könnten (wenn sie es nicht schon sind) und so dient »Sutter Cane« demnach auch als Pseudonym für King, was dem Ganzen dann noch einen für mich äußerst originell angefertigten Beiwert gab. Und so sind die feinen Anspielungen nur eine Frage der Zeit, eh an sich scheint Carpenter hierbei nach äußersten Maßen auf die kleinen, liebevollen Details zu achten - selbiges sollte man selbst beachten. So wie auch, dass Carpeters Regiestil sich erneut eher dem subtilen Grusel widmet, in der präsent Symbolik dargestellt wird und sogar ein Hauch von Surrealismus hinüberschwingt. Aber zugleich vermischt mit wohl dosierten und herzlich doppelbödigen Schockmomenten (Carpenter verzichtet demnach zugleich auch nicht auf seine typischen Zutaten), eine faszinierende und unheimliche Charade, die Carpenter mit einem treibt.



Das macht allein die Grundidee von seinem Film so anziehend und schon der Anfang legt nahe, dass sein Film wiederum auch nicht auf eine angespitzte, satirische Note verzichtet, was sich meiner Meinung nach zunächst auch in der fast surrealen und prächtigen Optik widerschlägt, gerade der Kontrast zwischen den Bildern, einerseits erleuchtend, andererseits düster und unheilvoll in der Bildersprache, legt dabei auch eine gewisse Doppeldeutigkeit in ihrer Interpretation nahe und mich faszinierte dies zweifelsfrei. Auch wenn ich in den anfänglichen Momenten, mich doch noch skeptisch zeigte, dies verschwand spätestens nach den folgenden 5 Minuten und Carpenter faszinierte wie fesselte bis zum konsequent durchgesetzten Abschluss seines Films, was nebenher erwähnt ihm auch einen wunderbar-bösartigen Ton verleiht, wobei man hier an sich auch auf ironische Untertöne und präzise platzierten Humor setzt, neben Carpenters sich konstant immer weiter entwickelnden Trip in den Wahnsinn und in dem er seinen Hauptprotagonisten an seine Grenzen treibt, mit doppelnden Boden wie auch klug mit eingefädelten Twists ausgestattet und effektiv inszeniert vom Meister, so auch von eben jenem wieder schaurig-schön untermalt. Außerdem ist auch der Nebencast gut gewählt, mit Jürgen Prochnow als verschwundener Autor (Figur des Mysteriums) Sutter Cane oder eben Charlton Heston als undurchsichtiger Verleger, obgleich hierbei doch das Problem bestehe, dass man den Nebenfiguren an sich leider zu wenig Screentime einräumt, um sie in ihren Zügen voll und ganz zu erfassen. Des weiteren hat Hayden Christensen eine Minirolle, nicht erwähnenswert. An sich gäbe es viele, kleine Makel, die man Carpenters Film ankreiden könnte, mich störten diese jedoch insgesamt wenig. Insofern überwiegt auch zweifelsfrei der allzu positive Anteil. Carpenter verstrickt geschickt die Welten der Realität und Fiktion, zwischen Wahrheit und Lüge oder Wahn und Wirklichkeit, es wird Paranoia geweckt und der Wahnsinn gewinnt Überhand, meisterlich von ihm eingefädelt.




Was mich demnach auch dazu führt Carpenters ausgeklügeltes Verwirrspiel doch als unterschätzt anzusehen, welches insofern zu Unrecht floppte und ich gar zu meinen favorisierten Filmen seitens der Horrorlegende zählen würde. Da sein Film eine ganze Bandbreite an faszinierenden Details bietet, welche es zu erfassen gilt, Sam Neill agiert dazu brillant und auch als Ode an einen der größten Horrorautoren unserer Zeit clever und ambivalent inszeniert und darausergibt sich zusammengefasst bei Carpenters "Mächte des Wahnsinns" eine mehr als gelungene Symbiose des Alptraums. Das was der Altmeister eh schon immer am besten konnte.



8.0 / 10

Autor: Hoffman

6 Kommentare:

  1. Zombies, Vampire, Monsternebel, jetzt das hier - der alte Mann wird zum Horror-Fetischisten. :D Denk aber an Deinen Herzschrittmacher! ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hab sechs zu Hause, also keine Angst, ist vorgesorgt, zur Not steht noch nen Ventilator in der Küche, auch wenn der wenig hilfreich ist, mein Bärchen. ;-)
      Demnächst kommen aber auch: Kiss-Fanatiker, Hexen, Coming-Of-Age-Vampire und seltsam fliegende Metallbälle mit Sperren. Zum Cannical Holocaust kommts dann vielleicht auch noch. Aber naja wird werden sehen. :)

      Löschen
  2. Ja, da darf man zurecht überrascht sein, dass Carpenter so spät noch einen solch guten Film abgeliefert hat. Um so enttäuschter war ich seinerzeit dementsprechend auch später von der Gurke "Ghosts Of Mars". Eigentlich beschreibst Du den Horror-Cocktail mit all seinen verschiedensten Zutaten ganz gut. Was mir noch fehlt ist die Erwähnung, dass Carpenter es schaffte inmitten dieses Psycho-Trips auch stimmig schleimige Monster zu integrieren. Das hätte falsch umgesetzt auch schnell unnötig wirken können.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Zumindest denke ich einer seiner letzten wirklich guten Filme, wenn nicht sogar sein letzter guter Film. Ab dem neuen Jahrtausend war da eh wenig noch von ihm zu holen. GHOSTS OF MARS war da dan der Untergang. Da stimmt kaum was. Über das MASTER OF HORROR´s Ding mag man urteilen wie man will. Aber Carpenter ist unglaublich verblasst wie viele Legenden.

      Und das stimmt diese werden durchaus stimmig zu Tage gebracht, wobei ich aber meine, neben dem Aspekt, dass sie gelungen sind, für mich stilistisch wie von der Wahrnehmung her eher weniger nachhaltig erschienen, weshalb ich sie auch nicht erwähnte.

      Löschen
  3. Das ist ja auch irgendwie das faszinierende. Schleimige Monster, die nur Beiwerk sind, nie zum Zentrum des Horrors werden und deswegen, wie von Dir beschrieben, gar nicht nachhaltig wirken. Sie gehören gar nicht zur Hauptrezeptur. Momente wie das Zerreißen der zu Papier gewordenden Figur, das psychopatische Lachen wenn man im Kino sein eigenes Leben sichtet, das sind Momente die viel eher im Gedächtnis bleiben. Ich wollte die Viecher auch nicht wirklich hervorheben, aber da Du alles weitere an Horrorgehalt erwähnt hast, dachte ich könnte man die Auflistung damit schließen. Ist durch die Kommentare ja nun eigentlich auch geschehen. :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Joar das stimmt in der Hinsicht müssten wir wohl schon einiges abgedeckt. Wenn nicht sogar alles, was man als Warnungshinweis wissen sollte. ;-)

      Löschen