Mittwoch, 13. Juni 2012

Debile Höllentrips im Land des erschossenen Kängurus - Kritik: Wolf Creek



»Sie erschießen doch nicht wirklich Kängurus oder?« - »Naja, ich tue den Leuten praktisch einen Gefallen in dem ich sie erlege. Die sind überall hier draußen...wie Touristen.« - Ich soll einmal behauptet haben oder ich erinnere mich behauptet zu haben (das ist ein unausweichlicher Fakt) bzw. gesagt zu haben (bei einen meiner vielfältigen Filmvorträge), dass es sich im Falle von "Wolf Creek" von Greg McLean aus dem Jahre 2005 um (ich zitiere mich im ungefähren): »eine australische Saw-Variation im Outback handle« - diese muss ich nun letztlich im absoluten Maße selbst untermauern, denn das ist "Wolf Creek" keinesfalls. An sich wäre der einzige tendenzielle Vergleich höchstens zu erfassen bei der expliziten Gewaltdarstellung, welche im fast grellen wie verstörenden Gewand eingeblendet wird - Mein Glück, dass diesen Fauxpas damals niemand damals bemerkte - wie auch? Eigentlich hielt ich diesen Film insofern damals noch für einen kleinen Geheimtipp aus unbekannten Gefilden des verkannten Australienkinos (die meisten Stars wandern eh vorher aus) und überhaupt einer der wenigen Vertreter dieses an sich. Immerhin mit einfachsten Mitteln von einer Millionen produziert und der Erfolg ist sicherlich mit weltweit über ca. 25 Millionen Dollar durchaus beachtlich.





Störend in aller erster Linie auffallend: Das sicherlich fragwürdige Gütesiegel »nach wahren Begebenheiten« - spekulativ und alles andere als sachlich, jedoch bildet er (Wolf Creek) so vorbildlicherweise keine Ausnahme in der heutigen Definition des handlich brutalen Terrorkinos, so fügt er sich doch zumindest recht passabel ein. Kurz nach manipulativen Märchengeschichten wird die Grundidee und deren Charaker präsentiert, recht unvermittelt der Einstieg und schon die Hauptprotagonisten, das mitunter widerlichste, asozialste und ignoranteste was ich in letzter Zeit an Figuren überhaupt sah, nicht nur wegen einem großen Defizit an menschlicher Intelligenz, sondern wegen purer Oberflächlichkeit und einer gewissen Idiotie. Absolute Unsympathen. Falls das so sein sollte, bravo. Falls nicht (was ich wegen des späteren Verlaufs eher nahe lege) absolute Niete darin. So überspitzt man sicher nicht im Sinne des Genres, sondern unterschätzt wie auch beleidigt den Zuschauer (mich). Ich fühlte mich fast von jenen angewidert und deren geistiger (nicht vorhandener) Intelligenz. Doch sind sie an sich zu schemenhaft skizziert um überhaupt als Reflexion der Jugendgesellschaft durchzugehen oder als Übertreibung wie Überzeichnung, dazu bleibt man zu nüchtern und versucht zu oft sie dem Zuschauer näher zu führen, was meinerseits deutlich misslang. Nach aufzeigen weiterer Idiotien folgt schließlich noch die Manipulation der Maßen (Fakt Nr. 2) »Sex, Drugs und a Whirlpool«. Party bis zum Umfallen bis es schließlich auf große Reise in Australien geht (mit Zwischenstopp) und endlich das Titelbild: Wolf Creek. Ab da an jedoch technisch faszinierend, hervorragend zeigen sich die Standbilder der prächtigen, der beeindruckenden Landschaft von Australien, weshalb man es so zwischendrin doch schafft eine gewisse suggestive Atmosphäre zu erzeugen, die dennoch immer wieder aufs neue abrupt unterbrochen wird den desaströsen Versuchen einer Wackelkamera (»Hold me, Thrill me, Kiss me, Kill me«,) um dem Zuschauer (immer noch ich) eine gewisse Nähe zu den Protagonisten zu suggerieren. Trotzdem die Landschaftsaufnahmen sind hingegen über alle Maßen vorzüglich und erinnerten dadurch auch teils an die Stimmung von Tope Hoopers "Texas Chainsaw Massacre", zur Not auch dessen Remake, und so deren hitzige und trockene Bilder. Auch Windräder und ein Knistern in der Luft - faszinierend, wie man so doch im Outback Australiens eine gewisse Abgeschiedenheit aufzeigt, eine Einsamkeit seiner Charaktere.



 Linienförmig natürlich, das auch in der Erzählweise. Was mich doch darauf berufen lässt, dass an sich sonst in der ersten Hälfte "Wolf Creek" eigentlich absolut belanglos daherkommt. Ewig scheint es bis es überhaupt zu kleinen Andeutungen kommt, falls man die Bilder rausnehmen würde, und so bleibt dies in dem Falle doch zu wenig. Überhaupt: Noch mehr von den Charakteren, noch mehr von unnötigen Passagen und asozialen Verhaltensmuster - das fördert nichts, wie auch die verwackelte Kameraführung. - Doch kommt im Wolf Creek das Unglück, die Autopanne (immer noch wenig Interaktion, aber doch es entwickelt sich etwas) und langsam beginnt sich das Bild in der zweiten Hälfte langsam zu verfinstern und endlich scheint Unheil irgendwie präsent, auch wenn dieser Genreausguss dabei wenig innovativ von statten geht. Netter Trucker wird zu abgeklärten Psycho Jack (scheinbar der Peter Gabriel-Australiens: John Jarrat), ein böses Camp und irgendwann setzt der wahre Terror ein, auch hier altgebacken, mit Tränen, Überventilieren, Angst und viel Stöhnen und beileibe wird es dreckig (farblich abgestimmt), brutal und stilistisch düster. Zutiefst dreckig und ungemütlich, auch wenn die Spannung immer noch meinerseits im Abseits spielte, also ein fader Beigeschmack. Doch darin liegt auch letztlich der Stilbruch von "Wolf Creek", in dem man dabei versucht seine vorhergehenden (sicher nicht beabsichtigt) Unsympathen zu Überlebenskämpfer zu machen und der Zuschauer um sie bangen soll, doch wie gesagt das misslingt dadurch absolut und so interessierte es mich demnach wenig was mit diesen in ihrer hilflosen Flucht passiert, ich fühlte mich teilnahmslos und desinteressiert vom Terror, auch wenn er dabei seine Maße an Perversität und Brutalität durchaus gekonnt ausspielt.




Doch ist es für mich so, dass "Wolf Creek" alles in allem zu einheitlich gefertigt sein mag, zu bekannt die Vielzahl an Storyelementen und zu abgetreten geäußert in Hinsicht der Inszenierung. So wirkt "Wolf Creek" eher wie ein seltsamer Mix aus »Joyride«, »Duell«, »The Hitcher«, »Texas Chainsaw Massacre« und weiteren, die er zwar durchaus damit huldigt und somit unzählige Motive aus diesen miteinbringt, aber so eben im Sinne des Genres konventionell ist und wirklich kaum etwas originelles präsentieren kann, außer Australien und sein hübsches Outback. Wenigstens weiß man diese Karte im wiederum doch gelungenen Showdown im postapokalyptischen Stile von »Mad Max«, in dem sich so auch wieder die Stärke mancher Bilder aufzeigt, auszuspielen und sauber zu hantieren. Zumindest folgt "Wolf Creek" so auch in Sachen Konsequenz seinen Genrevettern, aber verzwickt sich dieses Stück modernes Terrorkino aus Australien in seinen unzähligen Anleihen und bekannten Motiven, sodass es sich wenig weiß von der Einheitsmaße zu trennen und an sich eigentlich überflüssig ist, mit »Saw« hatte das von Vorneherein schon wenig zu tun.



3.0 / 10


Autor: Hoffman

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