Samstag, 30. Juni 2012

Wenn das Böse erwacht - Kritik: Die Fürsten der Dunkelheit



»Die Bösartigkeit ist eine Substanz. Das ist die Wahrheit. Sie hat geschlafen. Bis jetzt geschlafen.« - Man könnte es durchaus als ironisch betrachten, dass gerade die Filme von John Carpenters »apokalyptischer Trilogie« allesamt an den Kinokassen floppten. Jeder der Drei auf seine Art. Vielleicht verbindet dies nun gerade die Filme in Carpenters Filmographie und lässt sie zudem werden was sie sind. Zur Apokalypse. Für einen Filmemacher, ist ein Flop somit eigentlich nichts anderes, obgleich heutzutage aber schließlich auch Carpenters »Thing« sich als Kultfilm etablieren konnte. Während wohl »Die Fürsten der Dunkelheit« und »Die Mächte des Wahnsinns« wohl immer noch vor sich her reifen müssen. Ich würde fast meinen, dass Carpenters »Fürsten der Finsternis« aus dem Jahre 1987 in aller erster Linie zu vergleichen wäre mit seinen Klassikern »The Fog« und »The Assault«. Rein motivisch bewegt sich Carpenters zwischen diesen . Als Hommage wäre wohl auch das Motiv des stattlichen Gruselfilms bedacht, auch wenn dieses Mal Capenters Interesse ein ganz anderes Thema weckt.



Der Kampf zwischen Glaube und Wissenschaft. Die Religion und Theologie gegen die Rationalität. Obgleich Carpenter hierbei doch leicht überambitioniert mit seinem apokalyptischen Gefecht zwischen Gut und Böse scheint, womit er letztlich nur in Anbetracht der Story irgendwie enttäuscht. In ihrer putzigen Naivität. Weshalb man Carpenters »Fürsten der Dunkelheit« demnach nach kleinen Maßen beurteilen sollte. Wegen der Banalität von Carpenters Handlung, auch wenn hierbei durchaus interessante Ansätze vorhanden sein sollten, trotzdem sollte man diese insofern nicht unbedingt in ihrer logischen Fehlbarkeit einer tieferen filmischen Analyse aussetzten. Das Intro ist dazu eh zu weitläufig.


Es scheint mir diese nutze Carpenter um seine Intentionen und Differenzen zwischen Wissenschaft und Religion zu vermitteln und seinen klassischen Motiven Einsatz zu gewähren. Dieser innere Kampf spiegelt sich jedoch auch deutlich in Carpenters Figuren wieder. Auf der einen Seite der furchtsame und ehrfürchtige Pater Loomis (Präsent: Donald Pleasence. Halloween-Referenz.) und auf der anderen Seite der gelehrte und bedachte Naturwissenschaftler Birack (sympathisch-skurril: Victor Wong) gemeinsam mit seinen Studenten, obgleich vielleicht Carpenters Figurenkonstellation etwas unglücklich geraten sein mag und deshalb auch berechenbar in seiner Auserarbeitung. Im sonstigen bleiben die übrigen Darsteller demnach blass und teils auch hier nicht wirklich werkgetreu in Hinsicht des Wortes »Studenten«. Stereotypen, die Carpenter mit dem Übernatürlichen konfrontiert. Tiefgang scheitert. Ironie - auch ein bisschen Selbstironie - teilt sich den Platz mit düsterer Finsternis und einer ansehnlichen Kulisse einer delikat eingerichteten Kirche und einem stilvollen Gewölbe.



 
Was solls, dafür referiert man sich immerhin auch leibhaftig selbst nicht nur mit Gruppenmotiv, auch mit Hilfe von seiner favorisierten Fassung des Wortes »Isolation« und hierbei liegt eigentlich die große Stärke von Carpenters Film, die mich gedanklich während des gesamten Films nicht losließ. Es ist doch mehr als faszinierend zu beobachten, wie Carpenter es schafft inmitten des Großstadtdschungels seinen Hauptpunkt der Handlung, eine alte Kirche, in dessen Gewölbe sich die Ausgeburt des Bösen befindet  - in Form einer Säure. - in ein unabhängiges Universum zu transferieren. Es scheine so als wäre diese vollkommen von der Außenwelt abgeschieden - ein Motiv, das Carpenter bereits in »Assault« aufgriff und hier scheinbar konsequent weiterentwickelt. Mir gefiel dieser Gedanke, besonders, da sich Carpenter oftmals selbstzitiert.

Aber auch anderswo scheut er keine Referenzen oder Würdigungen, wie Motive aus Romeros »Night of the Living Dead«, wobei ich fast meinen würde, dass Carpenter hier eine eigene Definition des Begriffes »Zombie« an den Tag lege. Die sich gar nicht mal allzu weit von Romero entfernt. Man könnte sie wohl demnach auch zwischen der klassischen Definition - dem willenlosen Sklaven - und Romeros die Tragik des Zombies einordnen. Wobei dafür auch das Element der Reflexion bei Carpenter einen wichtigen Standpunkt einnimmt. Der Spiegel als Eingang zur einer anderen Dimension. Denn das Spiegelbild, ist das worin sich das Böse festigt. Nicht ungewohnt für Carpenter also auch seine altmodische, aber sehr zuverlässige Inszenierung. Sehr traditionell und gemächlich, aber doch für mich von purem Unterhaltungswert gesegnet, der Meister selbst liefert wie immer den suggestiv-schönen Score, welcher mal wieder getrost erfreut und atmosphärisch wirksam ist. Die Atmosphäre wird eh schon durch routiniertes Spiel mit dem Mysterium kreiert und stimmungsvoll wie auch liebevoll eingefügt. So auch Alice Cooper als desozialisierter und seelenloser Straßengammler - einer von Carpenters Zombies, die fast er mit isolierender Fähigkeit benutzt. Humorvoll halt, irgendwie.



Mir gefällt dieser schleichende Grusel an Carpenters Arbeit. Er mag gemächlich sein, aber dank seiner Vielzahl an Andeutungen an Symboliken trotzdem faszinierend zu beobachten, wie Carpenter still und heimlich Unwohlsein erzeugt und unheilvolle Zeichen einsetzt zur Verdeutlichung und sich sein Mysterium immer weiter voran treibt, auch wenn man am Ende des Ganzen kein pompöses Finale in Hinsicht der Apokalypse erwarten sollte. Carpenter ist dafür viel zu subtil. Carpenter will gruseln, will fesseln. Will das Horrorgenre bis auf den Grund durchzitieren - nun gut ich mag übertreiben - aber um es somit zu huldigen. In dieser Hinsicht sympathisiere ich wohl mit seinen »Fürsten der Dunkelheit«. Ein altbekannter Carpenter. So apokalyptisch wie bereits davor und auch danach. Wie ein Komplettierung seiner schönsten Motiven und mit originellen Referenzen, wobei wie gesagt die Story unerheblich bleiben sollte. Spannung wird genug geerntet. Der Spiegel zerbricht. Das Ende ist nah. Was zählt ist der Glaube daran, denn Glauben ist alles.



7.0 / 10

Autor: Hoffman

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